Harnsteine bei Hund und Katze

Ratgeber

Harnsteine bei Hund und Katze: Symptome erkennen, Ursachen verstehen, Behandlung und Vorbeugung richtig umsetzen.

Harnsteine (Urolithiasis) entstehen, wenn sich Mineralien im Urin zu festen Kristallen oder Steinen zusammenlagern. Sie können sich in der Blase, den Harnleitern oder der Niere bilden und sind schmerzhaft für betroffene Tiere. Besonders Katzen und kleine Hunderassen sind gefährdet. Früh erkannt, lassen sich Harnsteine gut behandeln – unbehandelt können sie jedoch lebensbedrohlich werden.

Ursachen und Entstehung

Die Bildung von Harnsteinen hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen:

  • Mineralstoffzusammensetzung des Urins – Überschüsse an Magnesium, Kalzium, Ammonium oder Phosphat fördern Kristallbildung.
  • pH-Wert des Urins – zu sauer oder zu basisch begünstigt unterschiedliche Steinarten.
  • Ernährung – falsches Futter, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme.
  • Infektionen – bakterielle Blasenentzündungen können Struvitsteine auslösen.
  • Genetische Faktoren – bestimmte Rassen sind besonders anfällig (z. B. Dalmatiner für Harnsäuresteine, Perserkatzen für Kalziumoxalatsteine).
  • Alter und Geschlecht – Kater sind aufgrund engerer Harnröhren häufiger betroffen.

Typische Symptome

Harnsteine verursachen Beschwerden, die bei Hund und Katze ähnlich sind:

  • Häufiges, oft schmerzhaftes Urinieren
  • Kleine Urinmengen oder nur Tröpfeln
  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Unruhe, häufiges Lecken im Genitalbereich
  • Bei Harnröhrenverschluss: Strangurie (krampfartige Versuche zu urinieren) → lebensbedrohlicher Notfall

Besonders bei Katern ist ein Verschluss der Harnröhre ein akuter Notfall, der sofort tierärztlich behandelt werden muss.

Diagnose in der Tierarztpraxis

  1. Anamnese und klinische Untersuchung – Abtasten der Blase, Erkennen von Schmerzen.
  2. Urinuntersuchung – Kristalltyp bestimmen, pH-Wert messen.
  3. Bildgebung – Röntgen oder Ultraschall zur Lokalisierung von Steinen.
  4. Steinanalyse – Nach Entfernung oder Ausscheidung genaue Bestimmung der Zusammensetzung.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie hängt von Größe, Lage und Zusammensetzung der Steine ab.

Medikamentöse und diätetische Ansätze

  • Spezielle Diäten können Struvitsteine auflösen, indem sie den pH-Wert anpassen und Mineralstoffgehalte regulieren.
  • Erhöhte Flüssigkeitszufuhr durch Nassfutter oder Trinkbrunnen.
  • Antibiotika bei bakteriellen Infektionen.

Chirurgische oder interventionelle Maßnahmen

  • Operation (Zystotomie): Entfernung großer oder festsitzender Steine.
  • Katheterisierung: Akute Entlastung bei Harnröhrenverschluss.
  • Minimal-invasive Verfahren: Laser- oder Ultraschallzertrümmerung (Lithotripsie, nur in Spezialkliniken).

Alltag mit einem Tier nach Diagnose

  • Langfristige Diät: konsequente Fütterung mit Spezialfutter, keine Leckerchen nebenbei.
  • Regelmäßige Kontrollen: Urinuntersuchungen und Ultraschall im Abstand von 3–6 Monaten.
  • Flüssigkeitsmanagement: mehrere Wassernäpfe, Trinkbrunnen, Zusatz von Wasser ins Futter.
  • Beobachtung: Harnabsatz genau im Auge behalten, sofort reagieren bei Schwierigkeiten.

Vorbeugung

  • Ausreichend Flüssigkeit: Je mehr das Tier trinkt, desto besser wird die Blase durchgespült.
  • Artgerechte Ernährung: Futterwahl nach Rasse, Alter und Vorgeschichte.
  • Frühe Vorsorge: regelmäßige Urinkontrollen bei Risikopatient:innen.

Prognose

Die Prognose ist bei rechtzeitiger Behandlung meist gut. Manche Tiere sind jedoch lebenslang anfällig und benötigen konsequente Diät und regelmäßige Kontrollen. Bei unbehandeltem Harnröhrenverschluss droht innerhalb von Stunden ein lebensbedrohlicher Zustand durch Nierenversagen.

Fachquellen

  1. Bartges JW. Urolithiasis in Small Animals. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 2016.
  2. Osborne CA, Lulich JP. Canine and Feline Urolithiasis: Diagnosis, Medical Management, and Prevention. Veterinary Clinics, 1995.
  3. European Society of Veterinary Nephrology and Urology (ESVNU). Guidelines on Urolithiasis Management in Dogs and Cats, 2021.

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