Eine Nierenerkrankung gehört zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen bei älteren Hunden und Katzen. Während die akute Form plötzlich auftreten und lebensbedrohlich sein kann, entwickelt sich die chronische Niereninsuffizienz (CNI) langsam über Monate oder Jahre. Beide Varianten erfordern eine frühzeitige Diagnose und sorgfältige Betreuung, damit betroffene Tiere weiterhin ein gutes Leben führen können.
Warum die Nieren so wichtig sind
Die Nieren übernehmen lebenswichtige Aufgaben: Sie filtern Abfallstoffe aus dem Blut, regulieren den Wasser- und Elektrolythaushalt, steuern den Blutdruck und produzieren Hormone für die Blutbildung. Arbeiten die Nieren nicht mehr richtig, sammeln sich Giftstoffe im Körper an – ein Zustand, der schwerwiegende Folgen haben kann.
Ursachen einer Niereninsuffizienz
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, da die Filterleistung der Nieren nachlässt.
- Genetische Faktoren: Manche Rassen sind stärker gefährdet (z. B. Perserkatzen, Cocker Spaniel).
- Infektionen: Bakterielle Infektionen (Pyelonephritis) oder Viruserkrankungen können Nierenschäden verursachen.
- Vergiftungen: Aufnahme von Giftstoffen (z. B. Lilien bei Katzen, bestimmte Medikamente, Frostschutzmittel).
- Begleiterkrankungen: Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen belasten die Nieren zusätzlich.
Typische Symptome
Die Anzeichen sind oft unspezifisch und entwickeln sich schleichend. Tierhalter:innen sollten aufmerksam werden bei:
- Vermehrtem Durst und häufigem Wasserlassen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Mattigkeit und Rückzug
- Übelkeit, Erbrechen, Mundgeruch
- Struppigem Fell, schlechter Fellpflege
- In fortgeschrittenem Stadium: Blutarmut, neurologische Symptome, Krampfanfälle
Gerade Katzen zeigen frühe Symptome nur subtil, sodass die Erkrankung oft erst spät erkannt wird.
Diagnose in der Tierarztpraxis
- Blutuntersuchung: Messung von Harnstoff (BUN), Kreatinin und Symmetric Dimethylarginine (SDMA).
- Urinanalyse: Überprüfung der Konzentrationsfähigkeit, Nachweis von Proteinurie oder Infektionen.
- Bildgebung: Ultraschall und Röntgen geben Aufschluss über Nierengröße und -struktur.
- Blutdruckmessung: Wichtig, da Bluthochdruck eine häufige Begleiterscheinung ist.
Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach Stadium und Ursache. Eine Heilung ist bei chronischer Niereninsuffizienz nicht möglich, Ziel ist eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und Verbesserung der Lebensqualität.
Medikamentöse Maßnahmen
- Blutdrucksenker (z. B. ACE-Hemmer, Amlodipin)
- Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen
- Phosphatbinder, um die Belastung der Nieren zu reduzieren
- Erythropoetin-Analoga bei schwerer Blutarmut
Ernährung
- Spezielle Nierendiäten sind die wichtigste Säule der Therapie.
- reduziert an Eiweiß, Phosphor und Natrium
- angereichert mit Omega-3-Fettsäuren
- hohe Schmackhaftigkeit, da viele Tiere appetitlos sind
Flüssigkeitstherapie
- Infusionen in akuten Fällen beim Tierarzt
- Subkutane Flüssigkeitsgabe zu Hause bei chronisch kranken Katzen
Begleitende Maßnahmen
- Regelmäßige Blut- und Urinkontrollen
- Stressarme Haltung
- Unterstützung der Trinkfreude (Trinkbrunnen, mehrere Wasserschalen)
Alltag mit einem Tier mit Niereninsuffizienz
- Fütterungsmanagement: konsequente Einhaltung der Nierendiät, keine Leckerchen „nebenbei“
- Regelmäßige Kontrollen: Laborkontrollen alle 3–6 Monate
- Beobachtung: Veränderungen im Verhalten oder Trinkverhalten dokumentieren
- Wohnumfeld: ruhige Umgebung, warme Liegeplätze, gute Erreichbarkeit von Futter- und Wasserstellen
Viele Katzen und Hunde mit Nierenerkrankungen können bei guter Betreuung noch mehrere Jahre leben.
Prognose
Die Prognose hängt stark vom Stadium der Erkrankung ab.
- Bei akuter Niereninsuffizienz ist die schnelle Behandlung entscheidend für die Überlebenschance.
- Bei chronischer Niereninsuffizienz kann die Krankheit nicht geheilt, aber durch Therapie und Ernährung deutlich verlangsamt werden.
Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen, die Lebensqualität langfristig zu sichern.
Fachquellen:
- Polzin DJ. Chronic Kidney Disease in Small Animals. Veterinary Clinics of North America: Small Animal Practice, 2011.
- International Renal Interest Society (IRIS). IRIS Guidelines for CKD Management in Dogs and Cats. iris-kidney.com
- Elliott J, Barber PJ. Feline Chronic Kidney Disease: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9513888/Clinical Findings in 80 Cases. Journal of Small Animal Practice, 1998.
